Gedanken zur Sterbebegleitung und zur Selbstbestimmung der Person. Ursprünglich: Verlag Peter Lang, 3. Auflage 2000 (1997, 1995)| 874 Seiten | ISBN 3-906764-24-9, vertrieben durch die Stiftung SymptoTherm. Dieses "Standardwerk" (Hans Saner, Basel) richtet sich an unvoreingenommene Leser. Treten Sie in die Diskussion ein mit Juristen, Medizinern, Soziologen, Psychologen, Theologen und Philosophen, die sich wie Sie für eine interdisziplinäre Auseinandersetzung folgender Themen interessieren: Gesetzesmodell im Bereiche der Sterbehilfe; Freitod; Leiden; Schmerzen; Selbstbestimmung; christliche Sterbebegleitung; soziale Gerechtigkeit; spirituelles Loslassen; Grundlagendiskussionen.
Inhaltsübersicht
Eingang
Gut markierte Leserastplätze (kursivgedruckte, mit *** versehene Abschnitte samt Kapitelverweisen) laden zu einem zweistündigen, streiflichtartigen Leseparcours quer durch das ganze Buch ein (der erste Leserastplatz befindet sich am Anfang des Eingangsworts) — Der Gesetzentwurf: eine sozialkritische Fallstudie — Methodische Weichenstellungen und einige inhaltlich relevante Beispiele dazu — Weitere Lesehilfen
1. Sterbehilfe: Ein rechtliches Desiderat
Jeder sollte zu einer Patientenverfügung Stellung nehmen — Passive Sterbehilfe soll durch Palliativpflege überwunden werden — Freitodhilfe als extreme Lösung am Rande der Palliativpflege kann bejaht werden — aktive Sterbehilfe soll nur erlaubt werden, wenn Freitodhilfe nicht mehr möglich ist — Eine hoffentlich bald nicht mehr utopische Zukunftslösung: Skizze — Würde: keine gleichförmig auf alle Menschen verteilte Eigenschaft, sondern ein Ergebnis menschlicher Ehrfurchtsbezeugungen gegenüber den Schwächeren — Was aber ist Selbstbestimmung, auf die sich die freie Person zu berufen vorgibt?
2. Selbstbestimmung und Patientenverfügung
Zur Klärung der Selbstbestimmung: Begriffe wie sozialer Wert, Freitod, Sozialstatus und Existenzproblem in systematischem Zusammenhang — Autonomie und Integration sind soziobiologische Grundtendenzen: diese Kräfte lassen sich in den beiden christlichen Liebesgeboten zu menschlichen Grundwerten umdeuten — Nächstenliebe verweist auf die zu fördernde Autonomie — Chancengleichheit: der soziale Ausdruck der Autonomie — Ehrfurcht vor einer höheren Macht verweist auf die letztmögliche Integration — Vorsorge: der soziale Ausdruck für Integration — Die Polarität von Autonomie und Integration erzeugt ein soziales Spannungsfeld, das sich unter anderem am Beispiel des Rentnerstatus veranschaulichen lässt — Eine Persönlichkeitstheorie, die Selbstbestimmung erklären soll, mündet in eine allgemeine Theorie des Gruppenverhaltens ein — Das Verfolger-Opfer-Retter-Dreieck beschreibt das Aussengruppenverhalten — Der Verfolger, der gewaltlos vorgeht, ist ein Verführer — Im Innengruppenverhalten herrscht die Triade von Supplikation, Invention und Aggression vor — Macht, eine Statuskomponente — Eine kritische Machtanalyse, die später ihren Nutzen erweist — Selbstbestimmung lässt sich in den verschiedenen Statusweisen nicht erschöpfend darstellen, sie erschliesst sich zudem in unserem Rollenverhalten.
3. Rolle und Selbstbestimmung
Die meisten Rollen sind statusübergreifend — Worin unterscheidet sich das tägliche Rollenverhalten von dem eines Schauspielers? — Rollenleistungen können bewertet werden — Leistungen und Ansprüche bringen Autonomie und Chancengleichheit zurück ins Zielfeld der Untersuchung — Chancengleichheit wird in eine theoretische Form gegossen und für eine unzimperliche Machtkritik verwendet — Chancengleichheit kann nur greifen, wo Machtverpflichtungen sich weder einmauern noch verflüchtigen — Das Rollenspiel gestattet uns, sämtliche schwierigen Lebensübergänge einzuüben, letztlich auch das Sterben — Selbstbestimmung lässt sich auch nicht in den verschiedenen Statusweisen und den gelernten Rollenkünsten erschöpfend darstellen; sie erschliesst sich weiter in unserem Schmerzverhalten.
4. Wie viele Schmerzen sind tragbar?
Schmerzen und Leiden haben keinen Sinn ohne eine Kultur der aufgeschobenen Belohnung — Woran krankt die Gesellschaft? — Eine umfassende Analyse der gesunden, kranken und sterbenden Person wird vorgelegt und das Arzt-Patientenverhältnis an Hand der gruppentheoretischen Ergebnisse des 2. Kapitels erklärt — Einige Schmerztypen, deren Funktionen und Dysfunktionen — Freitodhilfe, terminales Loslassenkönnen oder Medikamentendelirium? — Wann und bis zu welchem Zeitpunkt sollen Schmerzen bekämpft werden? — Eine nicht nur Wittgensteinfreunde herausfordernde Schmerztheorie — Wie bestimme ich die eigene Schmerztoleranzschwelle? — Zustimmende Ausführungen zum Exit-Freitodhilfemanual: die acht Schritte des Manuals als Weg zum aufgeklärten Patienteneinverständnis — Das Gespenst der aktiven Sterbehilfe wird vertrieben — Selbstbestimmung lässt sich jedoch lange nicht in den verschiedenen Statusweisen, den gelernten Rollenkünsten und unserem Umgang mit den Schmerzen erschöpfend darstellen: sie erschliesst sich letztlich in unserer Leidenskultur.
5. Leiden und Selbstbestimmung
Jede Religion verhilft den Gläubigen zu einer Leidensstrategie: Der Glaubensinhalt hilft, also existiert er — Eine aufgeklärte religiöse Strategie kämpft gegen das verdrängbare Leiden an, nimmt uns die Angst vor dem unverdrängbaren Leiden und ebnet den Weg zum erwünschten Leiden — Die Illusionen der religiösen Leidensverherrlichung — Ein gewisses christliches Leidensverständnis und eine gewisse christliche Ideologie der Unfreiheit zum Tod vermögen nicht zu befriedigen — Christliche Botschaft einmal anders, als zeitgemässe Sozialkritik: das Bussetun des Mächtigen, das letztlich dem Schwachen zugute kommt, wird zum theologischen Anliegen — Die Machttheorie von Kapitel 2 und die Machtkritik von Kapitel 3 erhalten hiermit unvermutet eine theologische Erweiterung.
6. Die Geschichte vom gekreuzigten Gott
Der Verfolger kann als Verführer gewaltlos an sein Opfer herantreten: die Gedanken über das Gruppenverhalten von Kapitel 2 und 3 kommen jetzt voll zum Tragen — Der echte Verführer muss jedoch wahrhaftig vorgehen und dem Opfer ein Geschenk darbringen, es zu sich selbst bringen und es zum Retter des Verführers werden lassen — Die unlautere Verführung ist die Versuchung, die den Menschen in die Irre leitet, ihn manipuliert — Die Macht wird zur grössten menschlichen Versuchung, sofern der Mächtige sich nicht mehr radikal in Frage stellen will — In der Kreuzigung werden die Urformen des Sündenbockvorgangs freigelegt — Dem Nachfolger Christi ist aufgetragen worden, soziale Sündenbockgeschehnisse aufzuspüren und zu beseitigen — Gott, der sich als der Liebende nach seiner Schöpfung selber in Frage stellt — Sein Sühneinstrument Jesus: das geschichtliche Ergebnis auf diese Selbsthinterfragung — Der Mächtige, der einen sich immer mehr aufbauschenden Streit zu einem konstruktiven, tragfähigen Konsens führt, hat sich zuvor klein gemacht, um seine Verzeihensbitte heranreifen zu lassen — In der Form der befreiungstheologischen Sozialkritik hat die christliche Theologie ein sozialethisches Fundament gefunden.
7. Selbstbestimmung und Verzeihensleistung
Nach der im vorigen Kapitel entfalteten Christologie ist das Befürworten einer Patientenverfügung gutzuheissen, ebenso die in Kapitel 4 geschilderte Freitodhilfe — Alle schöne Theologie ist wirkungslos im Sterben; nur die mystische Kraft des Religiösen kann Emotionen besänftigen — Zögernde Ansätze zu einer zeitgemässen christlichen Kunst des Sterbens, die dringend auszubauen wären — Das Gebet und die Rolle des schon im Leben eingeübten Fastens — Glaube, Hoffnung, Geduld, Demut und Liebe: eine christliche Ergänzung zu den Trauerphasen von Elisabeth Kübler-Ross — Sterben als spirituelles Loslassenkönnen.